Valeska Gert (1892–1978) war Tänzerin, Kabarettistin, Schauspielerin und zuweilen auch Nachtklubbesitzerin. „Grotesktanz“, „Tanzpantomime“, „getanzte Zeitsatire“ – schon die Begriffe, die die zeitgenössische Kritik für ihre Kunst fand, zeigen, dass ihre Darbietungen die konventionellen Genregrenzen sprengten. Ihre kurzen Nummern, die meist nur wenige Minuten dauerten, waren präzise Konkretionen des von Tempo und Urbanität geprägten Zeitgefühls der Weimarer Republik.
Das Spektrum ihrer Verkörperungen reichte von Kupplerinnen und Huren über Gemütszustände, wie die Nervosität der Großstadt, bis hin zu populärkulturellen Persiflagen: Kino, Tanz, Sport. Ihre Auftritte in selbst gestalteten Kostümen polarisierten – galt sie den einen als mutige Grenzüberschreiterin und Avantgardistin, war sie für die anderen eine geschmacklose Provokateurin. Unter den Nazis wurde ihre Kunst als „entartet“ diffamiert, sie selbst ging, wie viele jüdische Künstlerinnen und Künstler, ins Exil.
In der ersten ihr gewidmeten Filmschau sowie der begleitenden Ausstellung im METRO Kinokulturhaus zeigt das Filmarchiv Austria das Werk dieser Pionierin des modernen Tanzes, die Körper, Gesicht und Stimme gleichermaßen zum Instrument ihrer expressiven Kunst machte und dabei exemplarische Ausdrucksformen für die Umbrüche und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts fand.